Grusel

Totenchor der Knochenmänner (1972)

 130017429835710100Oh Schreck, oh Graus, die Knochenmänner sind im Haus! Zotige Filme erfordern zotige Wortspiele, schätze ich. Das dachten sich vermutlich auch die Verleiher, als sie  José Luis Merinos La Orgía de los muertos (1972) mit Titeln wie Bracula oder eben jenem deutschen Totenchor der Knochenmänner versehen haben. Zugegeben, auch diese stehen dem Film inhaltlich nicht wesentlich ferner als der Originaltitel, da macht es der US-Titel The Hanging Woman schon besser.

 Totenchor der Knochenmänner (ich bleibe jetzt einfach mal bei diesem Titel) entstand als spanisch/italienische Co-Produktion, in jener Zeit, als man dort durch Romeros Night of the Living Dead inspirierte Gothic-Horror-Streifen drehte und mit prüden Sex-Szenen anreicherte.

 In einer Nebenrolle tritt Spaniens Horrorlegende Paul Naschy als nekrophiler Totengräber auf, was den geneigten Filmfreund bereits hellhörig werden lässt.

 Wer bereits einige Texte von mir gelesen hat, der weiß, dass ich besonders die alten Horrorfilme der trashigen Machart sehr zu schätzen weiß. Da bildet der Totenchor keine Ausnahme. Der Film wartet mit fast allem auf, was zu einem gotischen Gruselfilm gehört: ein abgeschiedenes Dorf, ein altes Herrenhaus mit Katakomben und Geheimgängen, ein Friedhof samt Familiengruft…

 Der Film erzählt die Geschichte von Serge Chekov, der von seinem Onkel ein altes Schloss in einem abgelegenen Bergdorf geerbt hat. Schnell wird deutlich, dass in diesem Dorf ein düsteres Geheimnis lauert. Die Dorfbewohner wagen es nicht nach Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser zu verlassen und so ist auch niemand gewillt Chekov zu helfen, als dieser kurz nach seiner Ankunft auf dem Friedhof eine erhängte Frau entdeckt. Dass ihr Tod in enger Verbindung zu Chekovs Erbe steht, gibt der Film erst mit fortlaufender Handlung preis. Vorerst muss dieser in detektivischer Arbeit, die Rätsel um mehrere mysteriöse Dorfbewohner entwirren. Als sich weitere Todesfälle ereignen wird Chekov allmählich klar, dass die Toten hier zum Leben erwachen, um Rache an den Lebenden zu nehmen.

Anders als es der Titel erwarten lässt, handelt es sich bei Totenchor der Knochenmänner nicht um einen Trashfilm europäischer Machart, sondern um einen durchaus soliden Gruselfilm, der durch seine düstere Atmosphäre zu überzeugen weiß, anstatt auf blutige
Exzesse zu setzen. In den Anfangsminuten bietet er deswegen leider recht wenig Spektakel. Die Geschichte entfaltet sich nur träge und es dauert, bis sich zumindest ein wenig Spannung aufbaut.

Wie so viele Filme dieser Art, lebt auch der Totenchor von seiner Atmosphäre. Diese kommt meiner Meinung nach nicht ganz an die grandiosen Inszenierungen aus den Hammer Studios heran, macht den Film aber dennoch sehenswert. Hervorzuheben ist auch das Zombie-Make-Up das mir, vergleicht man den Film mit vielen seiner Zeitgenossen, ausgesprochen gut gefällt.