Kinderbuch

Zombiekins (2010)

In seinem Buch Theories of International Politics and Zombies gibt Daniel Drezner nicht nur anschauliche Tabellen wieder, die beweisen, wie drastisch der „Output“ von Filmen und Literatur, die sich mit dem Zombiemotiv befassen, in den letzten 10 Jahren gestiegen ist. Ebenso weißt er darauf hin, dass sich auch aus wissenschaftlicher Perspektive, nicht mehr nur einige Randgruppen von Geisteswissenschaftlern beschäftigen. Längst ist die Theorie des Zombies auch bei den Zoologen, den Biologen, Forensikern, Physikern und Mathematikern durchgedrungen und hat spannende Theorien hervor gebracht.[1]

Dass das Zombiemotiv dabei multimedial ist, wird an etlichen Filmen, Comics, Videospielen und Büchern ersichtlich. Es war benahe zu erwarten, dass sich jemand daran macht das Feld auch für die Literatur um weitere Subgenres zu erweitern.Mit Kevin Bolgers „Zombiekins“ liegt ein Kinderbuch vor, das das Zombiemotiv aufgreift.

Bolgers überschreitet darin häufig die Gesetzmäßigkeiten des Zombiegenres und kombiniert sie mit klassischen Grusel- und Jungendgeschichten. Dabei lässt er nur sehr wenige Klischees auf der Strecke.

 Der kleine Ort Dementedyville strotzt nur so vor Normalität, Kleinbürgertum und Langeweile. Einzig das (angeblich) verspukte Haus der Witwe Imavitch sorgt für Misstrauen bei den Bewohnern. Als sie einen privaten Flohmarkt veranstaltet, ersteht der kleine Stanley dort ein mysteriöses Kuscheltier namens Zombiekins – eine Mischung aus Teddy und Hase, mit scharfen Fangzähnen, der allgemein ein wenig abgerissen aussieht. In der Annahme, mit diesem Plüschtier der neue Held des Schulhofs zu werden kauft Stanley Zombiekins. Dabei ignoriert er die Hinweise der Witwe („Read zee instructionz!“) und nimmt Zombiekins mit in die Schule, ohne irgendwelche Warnungen zu beachten. Nachdem Zombiekins in der Nacht zum Leben erwacht und erst einmal die anderen Kuscheltiere in Stanleys Kinderzimmer meuchelt, treibt er das gleiche Spiel anschließend in der Schule, worauf hin sich die Kinder in Folge seines Bisses in Zombies verwandeln. Gemeinsam mit Freundin Miranda will Stanley dem drohenden Unheil nun ein Ende bereiten.

 „Zombiekins“ ist eine Annäherung der Kinderliteratur an das Zombiegenre. Bolger bedient sich hier vieler bekannter Motive anderer Gattungen – Es gibt verweise auf Voodoo und Hexerei, auch gängige Märchenmotive werden immer wieder aufgegriffen.

In der vertrauten Atmosphäre der Schule, treten diverse Stereotypen auf: Streber, strenge Lehrer und natürlich auch der Schulschläger, der Stanley schikaniert. Sie alle fallen dem Zombie-Kuscheltier  zum Opfer, sorgen dabei aber eher für Unruhe, als für eine drohende Apokalypse. Es geht eher dramatisch als blutrünstig zu. Bolgers Humor bewegt sich dabei zwischen Slapstick und einem pointierten Spiel mit der Erwartungshaltung, die auch junge Leser an Handlungsstränge hegen. (Etwa dass der aufgebrachte Mob zu Beginn des Buchs die Witwe nicht etwa lynchen will, sondern lediglich wild auf einige Schnäppchen während des Yard Sale).

 Bolgers Buch ist somit ein durchaus unterhaltsamer Versuch, das Motiv in die Kinder- und Jugendliteratur zu integrieren, den er selber mit einigem Augenzwinkern umgesetzt hat. „Zombiekins“ hat nicht das Zeug zum Klassiker, es wird aber interessant zu beobachten sein, ob sich das Zombiemotiv relevant für die Kinderliteratur erweist und welche Veränderungen es möglicherweise durchlaufen wird. Ich persönlich  könnte mir gut vorstellen, dass es – auch im Auftrag der (geografischen) Bildung – wieder Rekurs auf den Zombie im Voodooglauben nehmen könnte, der in der Umsetzung von „Erwachsenenunterhaltung“ nahezu gänzlich verschwunden ist. Weiter bietet die „Zombifizierung“ von Objekten natürlich Spielraum für nahezu jedwede Art von Aberglauben/Zauber/wissenschaftlichen Experiment.


[1] Drezner, Daniel W.: Theories of International Politics and Zombies. Princeton University Press. Princeton 2011. S. 11.